HANDLUNG
In ausgewählten Szenen konzentriert sie das Geschehen auf das Kernthema, den Aufsatz über „Die Freuden der Pflicht“, den der 20-jährige Siggi Jepsen 1954 in einer Besserungsanstalt schreiben soll. Zunächst bleibt das Blatt leer, doch dann kann Siggi kein Ende finden – Heft um Heft füllt sich. Zu sehr beschäftigt ihn, was er als Kind und Jugendlicher während des Krieges erleben musste: Sein Vater, der kleine Dorfpolizist Jens Ole Jepsen, hatte seinen Jugendfreund, den als „entartet“ gebrandmarkten und mit Berufsverbot belegten Maler Max Ludwig Nansen, bespitzelt, überwacht und denunziert. (Vorlage der Figur ist der berühmte Expressionist Emil Nolde). Pflichterfüllung ging vor Menschlichkeit. Und selbst nach dem Ende des Regimes verfolgte Jepsen den Maler beharrlich weiter – seine Mission schien keinen Auftrag mehr zu brauchen.
Lenz wurde nicht nur zum genialen Denker über die deutsche Nazi-Diktatur, sondern auch zum menschlichen Botschafter zwischen dunkler Vergangenheit und demokratischer Gegenwart – vor allem mit der Deutschstunde, in der er das Unvorstellbare vorstellbar machte, getreu seinem Motto: „Ich schreibe, um die Welt zu verstehen“.